Carl Andre

17/09/2011 – 08/01/2012

Das Museion zeigte die erste Werkschau des US-amerikanischen Künstlers Carl Andre in Italien.

Als Begründer der Minimal Kunst und als lebende Legende hat der US-amerikanische Künstler mit seinem ebenso radikalen wie konsequenten Werk den Begriff der Skulptur revolutioniert und damit einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Kunst im 20 Jahrhundert ausgeübt. Im Erdgeschoss und im vierten Stock wurden mehr als 20 Werke gezeigt – großformatige Installationen sowie kleine und mittelgroße Arbeiten, die von den späten fünfziger Jahren bis heute entstanden sind und aus privaten und öffentlichen Sammlungen stammen. Teil der Ausstellung war auch die berühmte und selten gezeigte Installation „Wirbelsäule”.

Die Bozner Ausstellung stellte darüber hinaus Carl Andres „Poems” vor, wenig bekannte Textarbeiten, die für das Denken dieses Künstlers aber von großer Bedeutung sind. Gezeigt wurde auch eine Auswahl der von Carl Andre gestalteten Künstlerbücher, darunter auch Quincy Book, das Andre 1973 seiner Geburtsstadt gewidmet hatte.

Die Erkenntnis „dass es meine Berufung ist, die Materialien als Schnitte in den Raum hinein zu setzen und nicht, in den Raum meiner Materialien hinein zu schneiden” steht 1959 am Anfang von Carl Andres kompromissloser Wendung zum Grundsätzlichen, die das Konzept von Skulptur völlig neu definiert und dessen Lebenswerk so einzigartig macht. 

Von der Skulptur als Form zur Skulptur als Struktur, um schließlich bei der Skulptur als Ort zu landen: Diese Beschreibung, die der Künstler selbst über die Entwicklung seiner Arbeit abgegeben hat, ist bereits in die Handbücher der Kunstgeschichte eingegangen. „Ich habe immer einen Ort im Sinn, nicht so sehr einen spezifischen, aber die Proportionen eines Ortes”, sagt Carl Andre. Dieser Künstler schafft „Orte” und ordnet sie so an, dass Ausstellungsbesucher oft gezwungen sind, darüber oder um sie herum zu gehen. „Ich hasse Information. Ich will Erfahrung” – dieser von Carl Andre formulierte Satz gilt auch für seine Skulpturen und Installationen – physisch erfahrbare „Kunst”-Orte, die auf eine äußerst diskrete Weise die Wahrnehmung von Leerräumen verändern.


Kuratoren: Roland Mönig, Letizia Ragaglia
In Zusammenarbeit mit dem Museum Kurhaus Kleve.

Publications

Carl Andre
, 2011