Literaturempfehlungen

Foto Luca Meneghel


Matt Mullicans Werk, das derzeit in der Passage zu sehen ist, bietet eine Reihe von Denkanstößen für unsere Buchauswahl. Das Projekt des amerikanischen Künstlers entsprang der Idee, die Stadtbevölkerung in einen Moment des Übergangs für das Museion mit einzubeziehen. In diesem Sinne verschaffte das für die Umzäunung der Baustelle des Museums geschaffene Werk einer Institution Sichtbarkeit, die es physisch zwar noch nicht gab, die aber bereits ihren Willen manifestierte, in das Territorium hinauszugehen und sich Gehör zu verschaffen. Fabiola Naldi erzählt uns von Kunst, die für und im öffentlichen Raum geschaffen wird: In ihrem neuen Essay erklärt die Autorin anhand der zwanzigjährigen Aktivität von Blu im Bereich der Drawing Art, wie urbane Oberflächen durch Street Artists zu Orten der - auch radikalen - Intervention wurden und wie diese Werke in verwahrlosten Stadtteilen oft Umgestaltungsprozesse auslösten und es dabei vermochten, die Anwohnerschaft zu aktivieren.

Über diesen wichtigen Aspekt hinaus eröffnet 102 Signs for a Museum Fence (102 Zeichen für den Bauzaun des Museums) weitere interessante Themengebiete. Durch eine komplexe Sprache aus Symbolen und Piktogrammen beschreibt und ordnet der Künstler unser materielles und geistiges Universum. Gerade die Tätigkeit des „Katalogisierens“ von Erfahrungen zieht sich unserer Meinung nach auch durch Hans Knapps Werk, das in seinem kürzlich erschienenen Künstlerbuch meisterhaft verdichtet ist.

Mullicans Kosmologie bedient sich unterschiedlicher Formen und Farben, um verschiedene „Welten“ in einem Crescendo von Schichtungen und komplexen Interpretationen zu klassifizieren. Einer faszinierenden Sprache ohne Worte bedienen sich auch andere Künstler_innen, die wir hier vorstellen möchten: von der tiefgründigen kulturellen Botschaft der Piktogramme der Designerin Yang Liu über die stilisierten Gesichter von Bruno Munari bis hin zu den poetischen Farbformen von Leo Lionni.

In dieser Zeit, in der Mimik als auch verbale Kommunikation durch die Masken, die wir tragen müssen, stark eingeschränkt sind, kommt uns schließlich Bruno Munaris kreatives Genie zu Hilfe und bietet uns die Möglichkeit, nicht mit Worten, sondern mit einer großen Vielfalt an fotografierten Handgesten zu kommunizieren, die er in seinem historischen Wörterbuch beschreibt.

Von Alessandra Riggione, Museion Bibliothek und Letizia Basso, Museion Bookshop

Sechs Bücher zu entdecken

01_DE_01 2021_Leo Lionni_Das kleine Blau und das kleine Gelb

Das kleine Blau und das kleine Gelb, Leo Lionni

Die Originalausgabe, Little Blue and Little Yellow (McDowell Obolensky, New York, 1959) ist das erste Kinderbuch von Leo Lionni (1910 -1999). Die Idee entstand während einer Zugfahrt in New York.
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Alla Faccia! Esercizi di stile, Bruno Munari

Bruno Munari (Mailand, 1907-1988), Maler, Designer und genialer Künstler, lädt die Leser (jeden Alters) ein, durch kleine Löcher im Umschlag das Innere des Büchleins mit dem Titel Alla Faccia zu erkunden.
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Supplemento al dizionario italiano, Supplement to the italian dictionary. Supplement au dictionnaire italien. Anhang zum italienischen Wörterbuch, Bruno Munari

Bruno Munari (Mailand, 1907-1998) ist ein italienischer Maler, Designer und Künstler...
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ordnen: Das zeichnerische Werk, Arbeiten und Texte, Hans Knapp

Das umfangreiche, erst kürzlich erschienene Künstlerbuch ordnen stellt die Summa der künstlerischen Untersuchungen von Hans Knapp dar. Das Nachwort von Marion Piffer Damiani...
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More Details from an Imaginary Universe, Matt Mullican

2001 realisierte das Museion in Zusammenarbeit mit führenden europäischen Museen eine Einzelausstellung des Künstlers Matt Mullican und trug zur Veröffentlichung des umfangreichen Katalogs bei, der die zwanzigjährige Tätigkeit des amerikanischen Künstlers nachzeichnet.
06_DE_01 2021_Yang Liu_Ost trifft West

Ost trifft West, Yang Liu

Sie sind scharfsinnig und einfallsreich konzipiert und gezeichnet: in ihrer typisch amüsanten und grafischen Einfachheit führen die klaren und kühnen Piktogramme von Yang Liu (Beijing, 1976) mehr oder weniger offensichtliche Unterschiede und Stereotypen an den Antipoden des Globus vor. Nicht ohne kritische Distanz eröffnen Yang Lius simple Bilder schier endlose Assoziationen und Denkanstöße.
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Tracce di Blu, Fabiola Naldi

„Viele der kulturellen Akteure, die seit den frühen 2000er Jahren auf der Straße aktiv sind, haben die Wahrnehmung, Besetzung und gemeinsame Nutzung dessen, was gemeinhin als öffentlicher Raum gilt, verändert. Die Physiognomie der Stadt ...