What We Carry

Exhibition
Sonia Leimer, 8, 2025. Wood, digital print on carpet (needle felt), stainless steel, plexiglass. 42 Olympic torches (Courtesy Olympic Aid and Sport Promotion Project Association). Courtesy of the artist and Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder. Installation view, What We Carry, Museion, 13.11.2025–29.03.2026. Photo: Lineematiche - Luca Guadagnini.
13.11.2025—29.03.2026

Mit What We Carry zeigt das Museion eine Ausstellung, die zeitgenössische Kunst mit den Leitwerten der Kulturolympiade Milano Cortina 2026 verbindet: Inklusion, Nachhaltigkeit und Vermächtnis. Im Zentrum stehen neue Auftragswerke und Forschungsprojekte von Sonia Leimer und Christian Kosmas Mayer, ergänzt durch eine außergewöhnliche Sammlung von 43 olympischen Fackeln (1936–2024). Die Ausstellung untersucht die Beziehung zwischen der Gestaltung und Symbolik der Fackeln und Themen wie Macht, Sichtbarkeit und kulturelles Erbe. Wie das olympische Feuer selbst wird auch das Vermächtnis dieser Werte von Hand zu Hand weitergegeben – ein lebendiger Austausch, in dem sich Kunst und Sport begegnen. 

Mit dieser Ausstellung unterstützt das Museion die Autonome Provinz Bozen-Südtirol dabei, die kulturelle Identität des Landes zu stärken und ihre Rolle als Zentrum des internationalen Austauschs zu festigen.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Sonia Leimers raumgreifende, 40 Meter lange Skulptur in Form eines Unendlichkeitszeichens. Sie verweist auf eine Laufbahn und dient zugleich als Sockel für eine Sammlung von 42 Olympischen Fackeln, die das Olympic Aid and Sport Promotion Project als Leihgabe zur Verfügung stellt. Die dynamische skulpturale Form nutzt die Fackeln als Ausgangspunkt für Reflexionen über Kontinuität und Veränderung sowie die Werte der Olympischen Spiele im Wandel der Zeit. Leimer erlangte Bekanntheit mit Skulpturen und Videoarbeiten, in denen sie oftmals physische Räume und Alltagsgegenstände als Spiegel sich verschiebender gesellschaftlicher Narrative erkundet. Diese Themen überführt sie in den Ausstellungsraum und lädt die Betrachtenden zum Nachdenken über unseren Umgang mit Objekten sowie über Veränderungen ihrer Bedeutung im Laufe der Zeit ein.

Die erste olympische Fackel von 1936 wird in einem separaten Raum präsentiert. Sie wird Teil von Christian Kosmas Mayers skulpturaler Installation, die im Rahmen seines Langzeit-Forschungsprojekts The Life Story of Cornelius Johnson’s Olympic Oak and Other Matters of Survival entstand. In Auftrag gegeben wurde die Fackel ursprünglich vom nationalsozialistisch kontrollierten Deutschen Olympischen Komitee für den ersten Fackellauf der neuzeitlichen Olympischen Spiele. Mayer stellt sie hier der Geschichte des afroamerikanischen Hochspringers Cornelius Cooper Johnson gegenüber. Obwohl dieser in Berlin Gold gewann, wurde ihm die gebührende Anerkennung verwehrt: Im nationalsozialistichen Deutschland erfuhr er Ablehnung, im eigenen Land Ausgrenzung. Nach seiner Rückkehr von den Berliner Spielen pflanzte er seine „Olympische Eiche“ – einen Setzling, den alle Goldmedaillengewinner*innen erhielten – in Los Angeles. Dort steht die Eiche heute noch. Nachdem Mayer sie Jahrzehnte später in Koreatown entdeckt hatte, sind ihre Stecklinge heute Teil der Installation – als lebendige Zeugen, die die Geschichte des Baumes über politische, gesellschaftliche und ökologische Umbrüche hinweg weitertragen. Im Zusammenspiel mit der Fackel nimmt die Eiche eine markante Position ein: Sie repräsentiert die dauerhafte Verwurzelung gelebter Geschichte gegenüber dem flüchtigen Feuer der Propaganda.

Abschließend widmet sich Sonia Leimers neue Videoarbeit Solar (2025) in einer stillen Studie von Landschaft, Licht und Geste den zeremoniellen Ursprüngen der olympischen Tradition. Sie zeigt den Parabolspiegel in Lausanne, der einst zur Entzündung der olympischen Flamme anhand gebündelter Sonnenstrahlen diente, sowie jenen in Athen, der diese Funktion bis heute erfüllt. Eine persönliche Erzählung begleitet die Aufnahmen und fügt dem übergreifenden Thema der Sonne und ihrer Wirkung auf unseren Lebensraum eine subjektive Ebene hinzu.

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Statements

Bart van der Heide, Direktor des Museion

„Der Titel What We Carry hat doppelte Bedeutung. Zum einen erinnert er an die symbolische Geste des Fackeltragens bei den Olympischen Spielen – als ein kraftvoller Akt der Kontinuität und Verbundenheit. Zum anderen verweist er auf die umfassenderen Themen Erbe und Vermächtnis, für die die Spiele stehen und die sie über Generationen hinweg weitergeben. Im Museion wird kulturelles Erbe als eine lebendige, dynamische Kraft begriffen und nicht als etwas, das in Stein gemeißelt ist. What We Carry macht Überschneidungen von Kunst und Sport deutlich, wenn es um das Weitertragen von Werten geht, die unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft prägen.“

Stefano Podini, Präsident des Olympic Aid and Sport Promotion Project

„Die Ausstellung markiert einen einzigartigen Moment, in dem Kunst und Sport zusammenfinden und Werte herausstellen, die wir miteinander teilen: Inklusion, Nachhaltigkeit und Vermächtnis. Die Präsentation der olympischen Fackeln als Designobjekte in einem künstlerischen Kontext unterstreicht nicht nur ihre historische Bedeutung, sondern auch ihre Rolle als Inspiration für künftige Generationen. Seit der Antike stehen Fackeln und Flammen, die an den Wettkampfstätten brennen, symbolisch für Frieden, für eine heilige Zeit, in der Kriege ruhen und die Menschen im Geiste der Harmonie zusammenkommen. Ganz im Sinne dieser Tradition zeigt unsere Kooperation mit dem Museion, wie der olympische Geist über die Spiele hinausweisen, wie er über Kultur in der Gesellschaft ankommen und die universelle Botschaft von Resilienz, Vielfalt, Hoffnung und Frieden stärken kann.“

Über die Künstler*innen

Sonia Leimer arbeitet mit Film, Skulptur und Installation, um Kategorien von Raum und Zeit zu untersuchen. Sie war Teilnehmerin der Industrial Art Biennial in Kroatien (2023), der Architekturbiennale in Venedig (2021), der Vienna Biennale for Change (2021) und der Vladivostok Biennale for Visual Arts (2017). Zuvor war sie auf Moskauer Biennale (2013 und 2015) und der Manifesta 7 in Rovereto (2008) vertreten.

Christian Kosmas Mayer, geboren 1976 in Sigmaringen, lebt und arbeitet in Wien. In seinem künstlerischen Schaffen verbindet er historische Forschung mit multimedialen Ausdrucksformen. Seine Arbeiten erkunden das kulturelle Gedächtnis und Visionen der Zukunft. Der Künstler beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Outstanding Artist Award.

Das Olympic Aid and Sport Promotion Project

Das Olympic Aid and Sport Promotion Project vereint eine der weltweit umfassendsten Sammlungen olympischer Fackeln aus der Zeit von 1936 bis heute. Die Sammlung ist der Bewahrung dieser ikonischen Objekte sowie ihrer Gestaltung und Geschichte gewidmet und unterstützt darüber hinaus kulturelle und pädagogische Initiativen, die Werte des Sports fördern.

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Begleitprogramm

What We Carry

Exhibition

13.11.2025 – 29.03.2026

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