Den Begriff „morbid“ wählte Valeria Magli, um die einander entgegengesetzten und widersprüchlichen Kräfte zu beschreiben, die der Figur der Frau im Lauf der Jahrhunderte zugewiesen wurden: Einerseits galt sie als verführerisch, liebevoll und zärtlich, andererseits war sie aber auch Gegenstand obsessiven, gewaltsamen und tödlichen Verlangens anderer. Magli ist eine ebenso exzentrische wie innovative Künstlerin und spürte in ihrem Schaffen der Verbindung zwischen Körper, Geste, Bewegung und Wort nach. Dabei stand sie im Austausch mit Vertreter*innen der Neoavanguardia und der experimentellen Poesie wie etwa Arrigo Lora Totino und Nanni Balestrini, die beide in der Sammlung des Museion im Bereich des Archivio di Nuova Scrittura vertreten sind.
Der hier vorliegende vertiefende Text von Caterina Molteni entstand im Rahmen der 13. Ausgabe des Italian Council, wobei das Museion als Kulturpartner von Moltenis Forschungsprojekt auftrat. Der Text leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Rolle der Frau sowie zu Erkundungen von Wort und Bild, die das Museion bereits seit Längerem in den Blick genommen hat. Gleichzeitig schließt das Konzept von „Morbid“ an THE SOFTEST HARD an, die Themenlinie des Museion für das Jahr 2025, die gewaltlosen Formen des Widerstands und einer sanften Radikalität gewidmet ist.