Time Frame

Dort wird es in dem neu installierten Sonic Youth Pavilion von Dan Graham aus dem Jahr 2008 zu sehen. Es ist das zweite Kapitel unserer Initiative, die sich mit Film und Video als künstlerischem Medium auseinandersetzt und die im März begonnene Zusammenarbeit mit der ZeLIG Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien fortführt. Die Museion Passage ist ein kostenfrei zugänglicher Raum für die Präsentation von Sammlungswerken, der die Verbindung zur Region stärken soll.

In seiner Forschung untersucht Demircan die Wirkmacht von Dokumentarfilmen, die sich Kunstwerken und ihrer Präsentation als einer eigenständigen Kunstform statt angewandten Praxis nähern. Solange das Nachbild von Ausstellungen, Eröffnungen oder Performances herkömmlichen Aufzeichnungsformaten überlassen bleibt, kann es nur einen unkritischen oder einseitigen Blick auf Geschichte werfen. In dieser Hinsicht bietet Time Frame Alternativen und setzt Kontrapunkte zu den Prozessen der Standardisierung, die die Dokumentation in den letzten Jahrzehnten erfahren hat. Dies gilt vor allem für ihre Entwicklung von einer primär archivarischen Praxis hin zu einer Form der Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien.

Time Frame setzt unsere Forschung zum dokumentarischen Format fort. In diesem Zusammenhang zeigt Demircan drei verschiedene Herangehensweisen an die Dokumentation von Kunst, die sonst vielleicht unsichtbar gebliebene Aspekte einer künstlerischen Praxis oder Ausstellungsgeschichte hervortreten lassen. Die Film- und Videoarbeiten des Filmemachers Jeff Preiss sowie der Künstler*innen Juliette Blightman und Jason Hirata behandeln jeweils unterschiedliche Vorstellungen einer Eingrenzung von Zeit, sei es die Lebensdauer einer Galerie, die Live-Aufzeichnung einer Ausstellung oder der Arbeitsaufwand für die Produktion von Bildern.

Ihre strukturellen, kollaborativen und subjektiven Ansätze bedienen sich amateurhaft erscheinender Kameraeinstellungen oder unkonventioneller Schnitttechniken und sind zwischen Kunstwerk und Dokumentation angesiedelt. Die Vorführung von Preiss’, Blightmans und Hiratas Arbeiten in dem von Graham gestalteten Pavillon schlägt eine Brücke zu dessen frühem Einsatz experimenteller Bewegtbilder. Ähnlich wie die Installationen des verstorbenen Künstlers werden auch die Galerie, die Ausstellung oder das performative Ereignis selbst zu einem Container, in dem Bewegungen von Körpern aufgezeichnet, Wahrnehmungsvorgänge des menschlichen Auges nachvollzogen oder die Erfahrung eines Kunstwerks vermittelt werden.