Lottozero @Atelierhaus

05.09.2019, 19:00

Museion Atelierhaus

Foto Anna M. Rose, The Dunes, dalla serie “Hair Does”, 2013-2015. Courtesy of the artist

Anna M. Rose, Homo Bulla.

Eröffnung 05/09/2019,  19 Uhr; Künstlergespräch 06 ∕ 09 ∕ 2019, 17 Uhr.

In den Skulpturen der Künstlerin setzen Haare aus synthetischen Fasern die Verkehrung von Stereotypen über Weiblichkeit in Gang. Homo Bulla führt zum Nachdenken über Vergänglichkeit und involviert das Publikum im Rahmen einer spielerischen, vieldeutigen und verfremdeten Erlebniserfahrung. Homo Bulla eröffnet den dritten Teil der von Lottozero betreuten Ausstellungsreihe im Atelierhaus des Museion. Das von den Boznerinnen Arianna und Tessa Moroder in Prato gegründete Zentrum für Kunst, Design und Textilkultur Lottozero präsentiert 2019 im Atelierhaus drei von Alessandra Tempesti kuratierte ortsspezifische Projekte. Mit einem Geflecht aus synthetischen Haaren umwickelte Kugeln bilden die Installation von Anna M. Rose im Atelierhaus. Die unterschiedlich großen Kugeln sind beweglich – die Besucherinnen und Besucher können diese daher berühren und verstellen: sie werden damit zum Teil einer spielerischen Erfahrung.
Eine Einladung zu einem Spiel, das sich allerdings nicht in infantiler Leichtigkeit erschöpft: Der Kontakt mit dem Material der Kugeln – ein formloses, faseriges und hypertrophes Gewirr aus synthetischen Haaren – erzeugt einen verstörenden, vielleicht sogar abstoßenden Effekt.

Homo Bulla rückt die Mehrdeutigkeit von Gesten und Materialien, die aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst sind, in den Focus des Betrachters. Damit dekonstruiert diese Arbeit die mit der Haartracht – als Merkmal von Weiblichkeit, Schönheit und Vergänglichkeit – sich verbindende Vorstellungswelt. Gleichzeitig inszeniert die Künstlerin eine Reflexion über die Zeit und das menschliche Leben. Wie schon der Ausstellungstitel Homo Bulla (der Mensch ist eine Blase) andeutet, der sich auf den Philosophen Erasmus von Rotterdam (1467 – 1536) bezieht, ist das Leben zerbrechlich und endlich. Die von der Künstlerin heraufbeschworenen Bilder schlagen eine Verbindung zum Spiel mit Seifenblasen – ein in alten Gemälden sowie in Darstellungen der Vanitas mit Stillleben, die zur Allegorie für die Flüchtigkeit und Ungreifbarkeit des Lebens werden, häufig vorkommendes Element. Die Installation von Anna M. Rose ergänzt eine neue Video-Serie der Künstlerin. In diesen Arbeiten isoliert das Kameraauge einen Spielablauf (mit Ball, Schnur und Stock), der so oft obsessiv wiederholt wird, bis aus dem Vergnügen eine gefährliche Bedrohung wird.

Anna M. Rose (1982, Massachusetts, USA; lebt und arbeitet in Florenz) erschafft aus Zuständen der perzeptiven Mehrdeutigkeit oder Verfremdung ein Werk, dass Gemeinplätze, die mit Weiblichkeit verbunden sind, zersetzt. Dabei stehen Reflexionen über Zeit, Identität und Erinnerung im Einklang. Der Gebrauch von synthetischen Haaren ist eine in ihren Arbeiten wiederkehrende Chiffre, die von den unterschiedlichen expressiven Mitteln der Skulptur, der Installation, dem Video und der Fotografie aufgenommen wird. Sie studierte Bildende Kunst am San Francisco Art Institute. Jüngste Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl): Hawnhekk, mit Jennie Suddick, Spaziju Kreattiv, Gozo, Malta, 2018; Primavera in sospeso, mit Jennie Suddick, Robert McLaughlin Gallery, Oshawa, CA, 2018; Party of One (Einzelausstellung), Jules Maidoff Gallery, Florenz, 2017; Apres Coup Dischiusure, TAI – Tuscan Art Industry, Prato, IT, 2015; Performing Mythologies, Colorado Art Center, Denver, CO, 2015.

Lottozero @Atelierhaus

Veranstaltung

05.09.2019, 19:00

Ort: Museion Atelierhaus

Kuratorin: Alessandra Tempesti